Die Kunst des Alleinseins

Die Kunst des Alleinseins

Wenn das Alleinsein manchmal einfach unerträglich wird und man doch nichts dagegen tun kann. Viele der Trucker haben eine Familie und doch kann sich kaum jemand von ihnen erlauben, sich an den Geburtstagen ihrer Kinder und Frauen freizunehmen. Zu groß ist die Angst vor der Entlassung. Trotz der extrem niedrigen Löhne und Arbeitsbedingungen, das ein Leben auf drei Quadratmetern über mehrere Monate hinweg beinhaltet, sind die Fahrer gewillt, unter diesen Umständen zu arbeiten. Denn die Alternative ist die Arbeitslosigkeit oder noch niedrigere Löhne in ihrem Heimatland. Da sie meist Familien haben, bleibt ihnen oft keine Wahl.

Autohöfe und der Kontakt zu anderen

Ob introvertierte oder extrovertierte Trucker, jeder braucht den Kontakt zu anderen Menschen. Da sind Autohöfe eine willkommene Abwechslung. Dort können die Fahrer, auch wenn sie vielleicht die Sprache in dem jeweiligen Land nicht sprechen, vielleicht noch darauf hoffen, dass sie Fahrer mit gleicher Herkunft antreffen. Der ständige Stress, mit dem sie sich durch den Arbeitgeber konfrontiert sehen, darf zumindest in der gesetzlich vorgeschriebenen Pause kurz vergessen werden. Auch wenn man untereinander manchmal aneinander gerät, weil private Probleme die Fahrer plagen oder einfach der Druck der Speditionsunternehmen stetig steigt, ist es für die Fahrer immerhin ein Gesicht oder eine Unterhaltung, die etwas Abwechslung bringt.

Extreme Verhältnisse bei großer Verantwortung

Die Umstände, unter denen die Fahrer arbeiten, sind extrem. Denn zum einen sind die Rastplätze am Wochenende meist sehr überfüllt und die Fahrer haben Mühe, dort noch einen freien Platz zu finden. Zum anderen sind die Bedingungen, unter denen sie dort ihre Pause einhalten müssen, unmenschlich. Denn während sie sich meist ihr eigenes Essen auf Gaskochern zubereiten, ist dort wenig von Campingromantik zu spüren. Es fließt der Alkohol, denn nur so können viele ihren Unmut und vor allem das Heimweh vergessen. Letzteres ist für manche kaum noch auszuhalten. Zudem haben die Fahrer oft nicht die Möglichkeit zu entscheiden, an Geburts- und Feiertagen frei zu bekommen. Das führt dann dazu, dass viele Fahrer ein Weihnachtsfest und Silvester an der Raststätte oder im Lkw „feiern“, allein. Bezugnehmend auf die Verhältnisse, die in direktem Zusammenhang mit der Verantwortung, die die Fahrer und manchmal auch Fahrerinnen haben, kann man kaum von einem gesunden, ausbalancierten Arbeitsverhältnis sprechen. Während beispielsweise ein Arzt bei einer Operation die Verantwortung für eine Person hat, sind bei einem Verkehrsunfall oftmals mehrere unschuldige Personen verwickelt. Dem könnte man vorbeugen, jedoch sind die Lkw-Fahrer hier am kürzeren Hebel. Agieren müssten die Speditionsunternehmen, die für die Bedingungen der Fahrer verantwortlich sind.

Alleinsein ist eine Kunst

Das Alleinsein, dieser Zustand, isoliert in der Fahrerkabine zu sitzen, oftmals viele Stunden am Stück, das ist eine Kunst. Viele beherrschen sie, einige zerbrechen an ihr und andere versuchen, sie mit Alkohol zu ertragen.

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